Autor: Leon L. Bensch
zuletzt aktualisiert am 20. Oktober 2022
Ich gehe regelmäßig zu meinem Traditionsbäcker, der seit 1895 Brot und Brötchen bäckt, und verlange ein schönes, knuspriges Vollkornbrot. Ich weiß, dass das ein gutes Brot ist mit wunderbaren Zutaten und kaufe es einmal pro Woche. Eines Tages stelle ich mich an den Tresen und der Verkäufer sagt, dass das Brot günstiger geworden sei, weil die Firma einen besseren Ofen gekauft habe, der weniger Energie verbraucht. Das klingt nach einer tollen Neuigkeit, gerade in Zeiten, in denen wir Energie sparen müssen, und ich kaufe das Brot zu einem günstigeren Preis in dem Wissen, dass es noch immer mein Lieblingsbrot ist und sich ganz und gar nichts daran geändert hat.
Ganz anders agieren die meisten von uns, wenn sie Aktien an der Börse kaufen. Sie gehen in den Laden (zu ihrem Broker) laden ein paar Aktien in den Einkaufskorb, von denen sie schon mal von Experten oder Bekannten gehört haben, dass das gute Aktien von guten Unternehmen sein sollen. Natürlich sind Apple, Netflix und Amazon gute Unternehmen, aber sie werden derzeit viel zu teuer verkauft. Qualität hat eben seinen Preis. Von dem Brot, das ich pflege regelmäßig zu kaufen, kann ich behaupten, dass ich es selbst mit dem größten Genuss gegessen und es für sehr gut befunden habe. Beim Aktienkauf an der Börse verlasse ich mich nun also auf den Tipp von anderen.
Wie dem auch sei. Die meisten wissen nicht, ob die Inhaltstoffe (in diesem Fall Geschäftsmodell und Geschäftszahlen) schmecken und sie wissen auch nicht, ob der Preis angemessen ist. Aber sie glauben solange der Preis an der Börse steigt, muss es sich doch bestimmt um eine sehr gute Aktie handeln, oder etwa nicht? Egal, sie kaufen einfach, weil die anderen, die die Tipps gegeben haben, bestimmt auch kaufen. Genau wissen wir es aber nicht. Nach steigenden Kursen ist es normal, dass sie auch wieder sinken und die meisten Anleger fragen sich, ob es sich nicht um eine schlechte Aktie handelt, die mir da irgendjemand angedreht hat. Denn wenn der Preis sinkt, kann irgendwas mit der Aktie und dem Unternehmen nicht in Ordnung sein. Im Gegensatz zu meinem Lieblingsbrot, das ich gerne zu einem niedrigeren Preis gekauft habe, kaufen Anleger bei sinkenden Aktienpreisen lieber nicht ein. Die Inhaltsstoffe meines Bäckerbrotes haben sich nach der Preissenkung nicht geändert, warum sollte man annehmen, dass sich der Wert eines Unternehmens, dessen Aktie sie bei sinkenden Preisen verkaufen oder gar nicht erst kaufen, geändert hat? So richtig einleuchtend klingt das nicht. Während ich sinkende Brotpreise gut finde, finden Anleger sinkende Aktienpreise schrecklich. Bei sinkenden Brotpreisen kaufe ich noch zwei Brötchen extra dazu, bei sinkenden Aktienpreisen verkaufen die Anleger auch tatsächlich noch alle anderen Aktien zur Sicherheit um keine Verluste zu machen.
Die Moral von der Geschichte ist, dass wir im alltäglichen Leben Preisrabatte auf Lebensmittel und Kleidung akzeptieren und kaufen. Bei Aktien hingegen tun wir das nicht. Ich verstehe natürlich die Sorge, dass einmal sinkende Preise bei Aktien nicht das Ende der Fahnenstange gewesen sein müssen. Aber ich weiß, dass einmal gesunkene Preise auch wieder steigen werden. Es ist nur eine Frage der Zeit. Und die Höhe des Anstiegs ist nur eine Frage der Qualität des Unternehmens, dessen Aktienkurse gesunken sind. Je besser das Unternehmen, umso stärker wird die Aktie steigen.
Autor: Leon L. Bensch ☆ für aktien-buddy.de
☆ erstmals veröffentlicht am 22. Oktober 2022
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