ProSiebenSat.1 Aktie Analyse

ProSiebenSat.1: 8,64% Rendite

ProSiebenSat.1 SE. | WKN 870747 | Aktienkurs zum Zeitpunkt der Analyse: 8,73 Euro

Autor: Leon L. Bensch

zuletzt aktualisiert am 30. November 2022

Es gibt Aktien, die habe ich vor vielen Jahren gekauft und wieder verkauft. Beides war aus heutiger Sicht eine schlechte Entscheidung. Wobei der Kauf eine noch schlechtere Entscheidung war. Dies trifft zum Beispiel auf die Aktie der ProSiebenSat.1 Media SE zu. Da ich vor vielen Jahren selbst Mitarbeiter von ProSiebenSat.1 war, hegte ich keinen Zweifel daran, dass es eine gute Entscheidung ist, vom eigenen Unternehmen Aktien zu besitzen. Zumal dann, wenn man vom eigenen Unternehmen begeistert ist. Aber ein zufriedener Mitarbeiter zu sein ist eben etwas anderes als ein zufriedener Aktionär. Ich kaufte die ProSiebenSat.1 Aktie zu 25 Euro und verkaufte sie im Februar 2011 zu 23,50 Euro je Aktie mit einem Verlust von 1,50 Euro je Aktie. Aktuell steht die Aktie bei 8,60 Euro. Ich hätte also durchaus noch mehr falsch machen können, wenn ich die Aktie behalten hätte. Heute würde ich niemandem dazu raten, trotz einer attraktiven Dividende, in die ProSiebenSat.1 Aktie zu investieren.

Warum ich das so sehe

Jeder kennt ProSieben und Sat.1. Mit diesen Sendern sind die meisten von uns aufgewachsen und wir haben spektakuläre Film- und Serienhighlights verfolgt und mussten leider auf die nächste Folge eine Woche lang warten. Wer sich noch an Aktie X mit den beiden verschwurbelten FBI-Agenten Scully und Mulder und erinnert, weiß, wovon ich spreche. Die Simpsons, Desperate Housewifes und Sex and the City waren Quotenmonster. Ebenso war Stefan Raab ein Erfolgsgarant mit seinen zahlreichen Shows. Danach kamen How I met your mother, Two and a half Man und The Big Bang Theory. Alles Quotenkracher. Doch die Zeiten des linearen TVs sind längst vorbei.

 

Netflix, Prime und Disney+ erobern die Herzen der Zuschauer völlig altersunabhängig. Beim Streaming gelten andere Regeln als beim Zielgruppen-TV. Wer bezahlt, bekommt den Inhalt ohne Werbung und vor allem ohne lange Wartezeit. Man kann, wenn man es schafft, eine komplette Serienstaffel am Stück genießen – ohne an Chips, Bier oder Schokolade erinnert werden zu müssen - und wer es dennoch braucht, drückt auf Pause. ProSiebenSat.1 hatte den Trend eigentlich schon früh erkannt und mit dem ehemaligen für Live-Fußballspiele kreierten Streamingportal maxdome im Jahr 2006 ein VoD Portal an den Start gebracht. Nach der vollständigen Integration in die ProSiebenSat.1 Group wurde maxdome eher stiefmütterlich behandelt, weil man seine Flaggschiffe ProSieben und Sat.1 nicht beschädigten wollte. Während die traditionellen TV-Sender werbefinanziert sind, konnte man Filme auf maxdome im Abonnement oder im Einzelabruf kaufen. 2020 wurden alle Maxdome-Abos in Joyn+ Abos überführt.

 

Im September hatte Joyn ca. 24 Millionen Visits. Netflix kommt in Q3 2022 auf 223 Millionen zahlende Abonennten. Der Umsatz von Joyn lag bei 66 Mio. Euro, der Umsatz von Netflix bei 29,7 Mrd. Der Börsenwert von ProSiebenSat.1 liegt bei 1,96 Mrd. Euro, während Netflix auf 124 Mrd. Euro kommt.

Die Fakten

ProSiebenSat.1 Media betreibt die gleichnamige Fernsehsendergruppe mit den TV-Programmen ProSieben, Sat.1, Sat.1 Gold, Kabel 1, Sixx und weiteren Free- und Pay-TV-Sendern. Desweiteren gehört zum Unternehmen der Streaming-Anbieter Joyn. Für die Sendergruppe produzierte Film- und TV-Produktionen werden weltweit über die Unternehmen SevenOneMedia und SevenOne AdFactory vermarktet und lizensiert. Im Unternehmensverbund von ProSiebenSat.1 Media ist die NuCom Group als strategischer Wachstumspartner für digitale Verbraucher- und Internetunternehmen zuständig. An der ParshipMeet Holding GmbH ist ProSiebenSat.1 Media mit 53% Anteilen beteiligt und bietet Dienstleistungen in der Partnerschaftsvermittlung und im Social Networking an.

Die Aktie

Seit 2016 stagniert der Umsatz von ProSiebenSat.1 Media SE bei ungefähr 4,1 Mrd. Euro. Der Gewinn pro Aktie lag 2016 bei 1,86 Euro, stieg 2017 auf 2,06 Euro, halbierte sich 2018, verdoppelte sich im darauffolgenden Jahr, nur um sich wieder zu halbieren. In 2022 wird ein Gewinn pro Aktie von 0,76 Euro erwartet. Dass das Unternehmen nicht wächst ist an den Zahlen leicht zu erkennen.

Chart der ProSiebenSat.1 Aktie am 23.11.2022

Auch die Prognose für 2023 lässt keine Besserung erkennen. Sicherlich muss der Umstand von Inflation und Rezession berücksichtigt werden, eine Gemengelage, in der Unternehmen ihre Werbeetats kürzen, was vor allem die privaten TV-Sender und Zeitschriften trifft.

 

Für mich als Anleger stellt sich die Frage: warum sollte der Aktienkurs steigen? Ein Investment allein wegen der Dividende von 8,64% Rendite in 2022 lohnt sich meines Erachtens nicht, denn ProSiebenSat.1 Media ist kein verlässlicher Dividendenzahler. Während 2017 noch eine Dividende von 1,93 Euro je Aktie ausgezahlt wurde, waren es 2019 kurzerhand 0 Euro. In diesem Jahr sind 0,64 Euro und 2023 0,63 Euro Dividende je Aktie geplant. Wer weiß, ob das tatsächlich passiert.


Seit 2018 zeigt der Kursverlauf nach unten. Am Corona-Tief waren es 5,75 Euro, aktuell steht der Kurs bei 8,71. Selbst wenn nach Abflachen der Inflation und der Rückkehr zu alter Kaufkraft aller Endverbraucher der Turnaround gelingen sollte, hätte ich bange, dass beim nächsten wirtschaftlichen Problem die Tiefstände aus 2009, 2020 und 2022 erneut angesteuert werden. Für mich als langfristig orientierten Anleger ist die ProSiebenSat.1 Media SE Aktie kein Investment.

Disclaimer: Diese Publikation beinhaltet weder Anlagestrategieempfehlungen noch Anlageempfehlungen gemäß § 85 WpHG und Artikel 20 der Marktmissbrauchsverordnung. Sie erfüllt deshalb nicht die gesetzlichen Anforderungen zur Gewährleistung der Objektivität von Anlagestrategieempfehlungen/Anlageempfehlungen.

Autor: Leon L. Bensch für aktien-buddy.de erstmals veröffentlicht am 30. November 2022

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