Autor: Leon L. Bensch
zuletzt aktualisiert am 04. Januar 2023
Es gibt Aktien an der Börse, die sind etwas für langfristige Anleger wie für mich, und es gibt Aktien, die sind nur etwas für Trader. Microsoft zähle ich zur ersten Kategorie. Es ist an der Börse absolut normal, wenn auch starke Unternehmen, die bereits in der Vergangenheit gezeigt haben, dass sie in einem schwierigen Marktumfeld bestehen können, abverkauft werden und die Kurse auf ein Niveau fallen, was darauf schließen lassen könnte, dass irgendetwas mit dem Unternehmen nicht in Ordnung ist. Meistens ist das ein Trugschluss. Am Ende des Tages werden starke Unternehmen mit größerer Wahrscheinlichkeit in der Zukunft besser abschneiden als schwache Unternehmen. Aktienkurse kehren zu den fundamentalen Kennzahlen eines Unternehmens zurück.
Die Microsoft Corporation wurde 1975 von Bill Gates und Paul Allen gegründet und hat sich zu einem unverzichtbaren globalen Tech-Unternehmen entwickelt. Microsoft entwickelt, lizenziert und verkauft weltweit Software, Hardware und Dienstleistungen im Bereich Speichertechnik. Wichtigste Säule des Erfolgs von Microsoft ist das Betriebssystem. Weltweit laufen rund 75% aller Computer auf Windows, während ca. 14% der Computer MacOS X benutzen.
Im Software-Segment kennt wohl jeder von uns die Programme Office (mit Word, Excel, Powerpoint), Exchange, SharePoint, Teams, Skype und Outlook. Über den Cloudspeicher OneDrive können von jedem beliebigen Ort auf der Welt auf Daten zugegriffen werden. Zu Microsoft gehört ebenfalls das soziale Business-Netzwerk LinkedIn. Mit GitHub stellt das Unternehmen eine Kollaborationsplattform für Softwareentwicklung zur Verfügung. Nuance ist ein Assistenzsystem, das Unternehmen helfen soll mittels KI Lösungen im Bereich des Gesundheits- und Finanzwesens, Behörden und Telekommunikation im Austausch mit ihren Kunden effektiver zu interagieren. Azure ist Microsofts Cloud-Plattorm für Unternehmen. Microsoft vertreibt das Tablet Surface Pro und das Smartphone Lumia. Im Bereich des Gamings betreibt Microsoft die Entwicklung und den Verkauf der Xbox sowohl als Hardware und fungiert gleichzeitig als Spieleanbieter. Hinzukommt die Lizensierung von Inhalten für Tablets, Smartphones und die Konsole. Die Suchmaschine Bing spielt mit 15% Marktanteil nur eine untergeordnete Rolle.
Alles in allem ist Microsoft ein Big Player mit einem großen Burggraben und finanzieller Schlagkraft. Auch wenn die Wirtschaft in eine Rezession rutscht, werden weiterhin Computer, Laptops und Software den Alltag aller Menschen am Laufen halten. Die meisten Unternehmen könnten ohne Microsoft ihren Betrieb einstellen. Microsoft vertreibt seine Produkte und Dienstleistungen weltweit und wird trotz aller Inflationssorgen und Konsumzurückhaltung in Europa und den USA auch in Zukunft stark aufgestellt sein.
Im Dezember 2022 wurde bekannt, dass Microsoft, das sich bereits seit 2019 mit rund 1 Milliarde Dollar an ChatGPT beteiligt hat, nun plant, diese durch künstliche Intelligenz gesteuerte Sprachsoftware in seiner Suchmaschine Bing zu integrieren. ChatGPT ist ein revolutionäres Sprachmodell, das menschenähnliche Konversationen führen kann. Zum Testen geht´s hier lang: https://chat.openai.com/chat
Ich stelle mir gerade vor, dass es endlich keine Telefonwarteschleifen mehr gibt, weil tausende Anrufer gleichzeitig anrufen können, keine Auswahlmöglichkeiten 1 bis 6 per Tastendruck mehr notwendig ist, und alle meine Fragen werden zu meiner vollsten Zufriedenheit vollständig und freundlich beantwortet. All das ist mit ChatGPT möglich, denn die Sprachsoftware soll für den Alltagseinsatz tauglich sein, eine sogenannte Artificial General Intelligence. Eine Revolution im Kundenservice. Mögliche Anwendungsfälle sind Notrufdienste, Gesundheitsberatungen, Behördenauskünfte. Und das ist nur der Anfang.
ChatGPT wurde vom Unternehmen OpenAI entwickelt, von Microsoft mit der Verpflichtung gesponsert, es als gemeinsam allgemein nutzbringende KI zu fördern. Um das volle Potential der Software auszuschöpfen hat man mit OpenAI LP eine Tochterfirma gegründet, mit der man „begrenzte“ Gewinne erzielen möchte, ohne die man Gefahr laufen würde, hinter die Konkurrenz von Google & Co zurückzufallen. Die Planungen sehen vor im Jahr 2024 einen Umsatz von 1 Milliarde Dollar zu erwirtschaften. Im Zuge der Partnerschaft zwischen OpenAI und Microsoft wird die benötigte Rechenpower der KI auf der Infrastruktur von Microsofts Azure-Plattform zur Verfügung gestellt.
Sascha Lobo schreibt in seiner Kolumne bei spiegel.de: „In naher Zukunft werden KI-Chatbots ein fester Bestandteil unseres täglichen Lebens sein. Diese intelligenten, dialogfähigen Agenten werden in der Lage sein, uns bei einer Vielzahl von Aufgaben zu unterstützen, von den alltäglichen bis hin zu den komplexen. Die Zukunft der Chatbots, insbesondere von ChatGPT, wird wahrscheinlich so aussehen, dass sie ein integraler Bestandteil unseres täglichen Lebens sind. ChatGPT, ein großes Sprachmodell, das von OpenAI trainiert wurde, hat bereits bewiesen, dass es in der Lage ist, natürliche, menschenähnliche Gespräche über eine breite Palette von Themen zu führen. Diese Fähigkeit, kombiniert mit der Bequemlichkeit und Zugänglichkeit von Chatbots, macht sie zu einer vielversprechenden Technologie für den täglichen Gebrauch." Übrigens verweist Sascho Lobo darauf, dass diesen Text ChatGPT geschrieben hat.
Wenn Microsoft Recht behält und ChatGPT zu einer großen Nummer wird, dann hat sich das Unternehmen einen echten Gamechanger ins Boot geholt. Das bei ChatGPT verwendete KI-Sprachmodell heißt übrigens GPT3.5. Die nächste Version, die in diesem Jahr erwartet wird, soll mit 100 Billionen Parametern trainiert worden sein, um auf Fragen die passenden Antworten zu liefern. In Folge der rasanten Entwicklungsgeschwindigkeit wird es vermutlich nicht mehr lange dauern, bis nur noch virtuelle Personen im Kundenservice Auskünfte erteilen.
Microsoft kommt auf einen voraussichtlichen Umsatz im abgeschlossenen Geschäftsjahr 2022/23 von 203 Mrd. Dollar. Seit 2012 hat sich der Umsatz fast verdreifacht. Der Gewinn pro Aktie soll bei 9,32 Dollar liegen. Das entspricht mehr als einer Vervierfachung innerhalb von 10 Jahren. Allerdings, und jetzt kommt das ABER, liegt das KGV aktuell bei 26, was für die langfristigen Wachstumsaussichten von Microsoft nicht besonders hoch erscheint, aber auch nicht attraktiv niedrig.
Das durchschnittliche KGV lag in den letzten 10 Jahren bei 31, das niedrigste KGV lag 2013/14 bei 17,6, das höchste 2017/18 bei 47. Das PEG lässt mit 1,52 auf eine Überbewertung schließen. Die Microsoft-Aktie war immer teuer, dennoch hat sie seit dem Jahreshoch bereits 30% an Wert verloren, der mittelfristige Abwärtstrend ist intakt. Für mich als antizyklischer Investor wäre ein Kursrücksetzer auf 200 Dollar ein interessantes Einstiegsniveau. Dort befinden sich auch zahlreiche Unterstützungen. Sollten die 200 Dollar nach unten durchbrochen werden, könnte sich das Chartbild weiter eintrüben. Ob es dazu kommt, weiß natürlich niemand. In der volatilen Marktphase ist es aber durchaus möglich.Da ich bereits Aktien von Microsoft besitze, würde ich die Gelegenheit ergreifen und aufstocken.
Disclaimer: Diese Publikation beinhaltet weder Anlagestrategieempfehlungen noch Anlageempfehlungen gemäß § 85 WpHG und Artikel 20 der Marktmissbrauchsverordnung. Sie erfüllt deshalb nicht die gesetzlichen Anforderungen zur Gewährleistung der Objektivität von Anlagestrategieempfehlungen/Anlageempfehlungen.
Autor: Leon L. Bensch ☆ für aktien-buddy.de ☆ erstmals veröffentlicht am 4. Januar 2023
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